27.7.2024

13+1 Vorschläge zum resilienten Umgang mit Krieg, Pandemie und allem, was im Alltag schon genug stresst

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In jedem Gespräch, das ich in Coachings oder Trainings führe, ist der Krieg in der Ukraine immer auch Thema. Wie auch in der medialen Berichterstattung wird sogar die Pandemie davon an den Rand gedrängt. Das bedeutet aber nicht, dass sich Corona-bedingte Sorgen, Frustrationen und Stress in Luft aufgelöst hätten. Sie müssen sich nun den Platz mit den durch den Krieg ausgelösten Ängsten, Erschütterungen, der Fassungslosigkeit, Wut, Hilflosigkeit und gefühlten Machtlosigkeit teilen. So wie die von außen auf uns einwirkenden Stress-Faktoren immer auch gemeinsam mit unseren persönlichen und internen Stressoren wirken.

In unseren Gesprächen entwickeln wir kleinere und größere Strategien, wie wir mit diesen gigantischen Themen umgehen können, die so viel Belastungspotential in sich tragen. Eine erste Best-of-Sammlung dieser Strategien möchte ich heute mit Dir teilen. Schau doch mal durch, vielleicht ist ein Impuls dabei, der Dir jetzt und heute etwas Entlastung beschert:


Vorschlag 1: Verliere Dich nicht im Oh-Gott-das-ist-alles-so-furchtbar-Lamentieren

Es gibt Gutes und Böses in der Welt. Dieses Spannungsverhältnis macht das Leben auf unserem Planeten schon immer aus. Gut und böse. Hell und dunkel. Schwarz und Weiß. Null und eins. Ja und nein. Leben und Tod. Krieg und Frieden. Die Welt ist fifty-fifty. Während uns das mal mehr und mal weniger stört (je nachdem, wie nah uns das Schlechte betrifft und betroffen macht), ist es doch die Realität, in der wir leben. So zu tun, oder zu wünschen, es wäre anders, ist aus meiner Sicht eine Verkennung von Tatsachen und damit eine Verschwendung von wertvoller Kraft.


Vorschlag 2: Kümmere Dich gut um Deine wertvollen Kraftreserven

Deine wertvolle Kraft ist mir Anlass zu meinem zweiten Vorschlag. Das, was aktuell in der Welt passiert und an uns allen zerrt, braucht positives Gegengewicht. Um unseren positiven Beitrag zum fifty-fifty der Welt leisten zu können, wollen wir Energie haben. Da wollen wir uns nicht völlig verausgaben, um dann nur noch ermattet und erschüttert auf dem Sofa liegen zu können. Du willst auf Dich achten, um in dieser Welt wirksam sein zu können. Ja, in der Badewanne zu entspannen, Dir Zeit für Sport zu nehmen, oder in Ruhe zu puzzeln, hilft den Menschen in der Ukraine nicht. Allerdings bringt es Dich persönlich aus dem Überlebensmodus. Und da Dein Leben nicht bedroht ist, verschafft Dir genau das Kapazitäten, um zu schauen, wie Dein Beitrag jetzt aussehen soll.


Vorschlag 3: Lasse Aufmunterung und Optimismus wirken

Optimismus kann schwerfallen. Sowieso und zu manchen Zeiten besonders. Ich werde Dir hier auch nicht raten, das Ganze „doch einfach positiv zu sehen“ oder Ähnliches. Das empfände ich als zynisch und unpassend. Was ich Dir empfehle: Sauge jeden Funken von etwas Positivem zu was auch immer und jede optimistische Aussicht egal worauf, so richtig in Dir auf. Es ist wissenschaftlich belegt, dass eine positive innere Haltung uns einerseits natürlich glücklicher und zufriedener macht und uns andererseits vor allem tatkräftiger, kreativer, empathischer, lösungsorientierter und wirksamer in unserem Handeln sein lässt. Den Zugriff auf diese wunderbaren inneren Stärken in uns allen, benötigen wir doch dringend. Deshalb: Go for it und nimm, was Du kriegen kannst an optimistischen, positiven Gefühlen.


Vorschlag 4: Leihe Dir zwischendurch eine positive Perspektive aus

Möglicherweise findest Du keinerlei positiven Aspekte in dieser ganzen Sch…! Das verstehe ich sehr gut. Aber das ist nicht schlimm. Du kannst Dir einfach welche leihen, von jemanden, dem ein paar einfallen. Du kannst Dich fragen: „Was würde Tante Gerda sagen, die so gar nichts umhaut?“ Vielleicht ein schlichtes: „Wird schon!“ Oder Du nimmst etwas wie: „Ich versuche, das Beste daraus zu machen.“, „Ich bin dankbar, dass es meiner Familie und mir gut geht.“, „Wie schön zu sehen, wie viele Menschen jetzt Positives in die Welt bringen.“, „Es werden auch wieder bessere Zeiten kommen.“, „Ich lerne, was wirklich wichtig ist.“


Vorschlag 5: Tue etwas Gutes

Werde aktiv und handele. Lasse nicht zu, dass die Sorgen und Ängste zum Kriegsgeschehen allein in Dir wirken. Setze Handlungsenergie dagegen und verschaffe Dir Entlastung, indem Du etwas tust.


Vorschlag 6: Hilf in Deinem Rhythmus

Je nach Persönlichkeit und unseren inneren Werten sind wir unterschiedlich schnell in der Handlung. Während manche schon drei Mal mit selbst organisierten Hilfsgüter-LKW an die ukrainische Grenze und zurück gefahren sind, denken andere noch darüber nach, wie sie am besten unterstützen können. Beides ist super. Beides braucht es. Wenn Du also qua Persönlichkeitstyp stärker in der Analyse, der Planung und im Durchdenken bist, dann nimm Dir auch die Zeit, das zu tun. Du wirst auf diese Weise auf ganz wunderbare Unterstützungsmöglichkeiten kommen, die genau zur richtigen Zeit kommen werden.

 

Vorschlag 7: Hilf so, wie es zu Dir passt

Das gleiche gilt für die Art Deiner Unterstützung. Überlege, womit Du persönlich Dich einbringen kannst. Welchen Unterschied kannst Du machen? Fällt es Dir finanziell leicht, Geld zu spenden – dann tue es. Ist es für Dich einfach, beim nächsten Drogeriebesuch ein paar Kästen Verbandsmaterial und Hygieneprodukte zu kaufen und sie zur nächsten Sammelstelle zu bringen – dann tue es. Hast Du Zeit, beim Sortieren an den Sammelstellen zu helfen – dann tue es. Hast Du die Möglichkeit, Hilfsgüter zu transportieren – dann tue es. Hast Du Platz bei Dir zu Hause und trägt es Dein Familiensystem, Flüchtlinge bei Dir aufzunehmen – dann tue es. Kannst Du Webseiten erstellen und hast eine Idee oder eine Initiative, die Du unterstützen kannst – dann tue es. Kannst Du unterrichten und Flüchtlingen Deutschunterricht anbieten – dann tue es. Hast Du andere Möglichkeiten, Ukrainerinnen und Ukrainer zu unterstützen – dann tue es.


Vorschlag 8: Gestalte Deinen Corona-Alltag

Ähnliches gilt für den Umgang mit Corona. Du darfst Dir – innerhalb der geltenden Regeln, versteht sich – die Rahmenbedingungen so gestalten, wie es Dir am meisten hilft. Mehr Rückzug und Distanz, um Sorgen vor Ansteckung zu berücksichtigen – das ist ok. Mehr Kontakt nach Testen und mit Umsicht – das ist ok. Die fitte und geimpfte Oma treffen – das ist ok. Mit dem nicht mehr so fitten Opa nur telefonieren, dafür häufiger als sonst – das ist ok. Finde Deinen Weg, der für Dich funktioniert und lasse andere Wege gelten. Wir tun alle unser Bestes. Und die ganz große Mehrheit geht mit Corona sehr umsichtig um.


Vorschlag 9: Unterstütze Kinder

Zugegebenermaßen ist dieser Vorschlag deutlich von meinem persönlichen Anliegen eingefärbt. Gib der Idee dahinter einfach Deine eigene Färbung und schau, was Du draus machen möchtest. Es geht darum, sich auch in unserer Corona-beschränkten Welt wirksam zu fühlen und dort einen Unterschied zu machen, wo es möglich ist. Mein Augenmerk gilt in den letzten Jahren immer wieder auch stark den Kindern. Sie treffen die Corona-Regeln mitten in ihrer Entwicklung und der Anteil ihres Lebens, der von Corona überschattet wird, ist viel größer als bei uns Erwachsenen. Gleichzeitig tragen sie viele der Beschränkungen mit einer großen Entschlossenheit, mit viel Verständnis und Mitgefühl. Lasst uns revanchieren und den Kids wo auch immer möglich, etwas Gutes tun. Beherzige Vorschlag 2 und dann: Eigene Kontakte beschränken, damit mehr Raum für die Kinder und ihre Freunde ist – go for it. Zuhören, was sie zu Corona zu sagen haben – ja, bitte. Mit ihnen gemeinsam überlegen, was den Alltag erleichtern könnte – unbedingt. Nach wohltuenden Aktivitäten suchen, die Wohlfühlatmosphäre schaffen – super!


Vorschlag 10: Beschränke Deinen Nachrichtenkonsum auf das, was Du wirklich wissen musst

Über unsere Smartphones und anderen elektronischen Geräte erhalten wir die Schlechtigkeiten der ganzen Welt direkt in unser Wohnzimmer und vor allem in unsere Gedankenwelt geliefert. Bitte entscheide Dich bewusst, wie viel davon Du tatsächlich sehen, hören, lesen oder auch nur wissen musst. Vielleicht kommst Du zu dem Schluss, dass Dir deutlich weniger an Masse und Frequenz völlig ausreicht. Ich wäre nicht überrascht. Vielleicht hilft Dir bei der Orientierung die Frage: Was möchte ich wirklich wissen, um diese Welt nach meinen Möglichkeiten mitzugestalten, mich in ihr sicher und im sozialen Austausch zu bewegen?


Vorschlag 11: Schaffe Frieden dort, wo Du es kannst

Klar, die Nerven liegen manchmal blank. Und es gibt Momente, da hat niemand im eigenen Umfeld Zugriff auf harmoniestiftendes Verhalten. Dann kracht es, wir streiten, zornen, schmollen, weinen. Das ist in Ordnung und darf auch sein. Und dann dürfen wir uns wieder jeder Einzelne von uns hinterfragen und schauen, was wir gerade zum Frieden beitragen können. Zum Frieden in der Familie, unter den Kollegen, in der Nachbarschaft … und vielleicht sogar im Supermarkt, wenn wieder jemand mit der Maske unter der Nase unterwegs ist („Entschuldigung, es ist ihnen sicher nicht aufgefallen, aber ihre Maske ist heruntergerutscht. Die nerven total die Dinger, oder? Ich wäre ihnen trotzdem dankbar, wenn sie sie wieder über die Nase ziehen würden.“)


Vorschlag 12: Sprich mit Deinen Liebsten, Freunden und Kollegen

Wir Menschen sind soziale Wesen. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Egal ob wir auch Zeit allein genießen oder nicht, egal ob wir lieber eine gute Freundin haben oder zehn, egal ob wir in der Großfamilie leben oder nicht. Wir alle brauchen das Miteinander. Wir beziehen Kraft aus Gesprächen und Zeit mit Anderen. Welche Art des Miteinanders auch immer für Dich wohltuend ist, suche es. Halte Zeit dafür frei und bleibe im Austausch mit den Menschen, die Dir wichtig sind.


Vorschlag 13: Lebe Dein Leben

Wenn wir uns das Geschehen auf der Weltbühne anschauen, dann kann es passieren, dass uns unser eigenes Wirken und Arbeiten im Vergleich sehr klein, irrelevant oder sinnlos erscheint. Was macht es schon für einen Unterschied, ob ich diesen Report heute fertigstelle? Im Krieg werden Menschen mitten aus dem Leben gerissen. Ich kann doch nicht mit meiner Arbeit einfach weitermachen, als ob nichts wäre. Ich bin ja noch nicht mal Ärztin und helfe nicht, Leben zu retten. Nein, das stimmt. Wir sind nicht alle Ärzte oder Mitarbeiter von humanitären Hilfsorganisationen. Allerdings hat das Leben viele Facetten. Lebe die Facetten, die Dein Leben ausmachen und steuere damit (kombiniert mit Vorschlag 5, 6 oder 7) auch ein Stück Normalität bei, nach der wir uns alle sehnen.


Vorschlag 13+1: Netflix, Schokolade und Alkohol

Und zwischendrin vergiss nicht, auch mal fünfe gerade sein zu lassen. Dann ist es super, sich mit Schoki, Chips, einem Wein oder Bier auf’s Sofa zu knallen und mal eine Auszeit von der Realität zu nehmen. Genieße es. Du kannst morgen wieder sinnvoll in der Welt wirken.

 

Und hey – wenn Du weitere Vorschläge und Ideen hast, dann schreibe mir unbedingt. Ich freue mich darauf, von Dir zu hören!

Ich lebe und arbeite im schönen Idstein bei Wiesbaden und Frankfurt im Rhein-Main-Gebiet. Die Technik macht es möglich, dass wir auch räumliche Distanz im Online Coaching überbrücken können.


Pic by Shay Gordon on Unsplash


Tags

Resilienz, Stress, Stressmanagement


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