18.4.2024

Das Loch, in dem wir sitzen

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Widerstandskraft, Krisenfestigkeit und innere Stärke haben wir alle. Der eine mehr, der andere weniger – zu unterschiedlichen Zeitpunkten. Wenn es Dir wie so vielen geht, wünscht Du Dir dieser Tage eine Extra-Portion Resilienz, oder?


Konkrete Tipps für den Pandemie-Alltag

Du erinnerst Dich, das Ausmaß Deiner persönlichen Resilienz ist keine „Ja- oder Nein-“ und auch keine „Haben- oder nicht-Haben“-Frage. Resilienz ist erlernbar und Du kannst sie jeder Zeit ausbauen.

In dieser siebenteiligen Serie liest Du die wichtigsten Antworten auf diese Fragen, kombiniert mit konkreten Alltags-Tipps und Ideen für erste Schritte, die Du jetzt und heute gehen kannst, um persönlich gut durch diese Pandemie zu kommen.


Akzeptanz als Schlüssel

Oft wird von den 7 Säulen der Resilienz gesprochen, oder von den 7 Schlüsseln, wie auch Prof. Dr. Jutta Heller die Faktoren nennt, an denen man ganz pragmatisch, praktisch und konkret arbeiten kann.

Heute geht es um den Schlüssel Akzeptanz. Sei gewarnt! Das klingt sehr passiv nach Aushalten und sich Fügen. Das ist jedoch nicht gemeint. Es gilt vielmehr, dem Unterschied zwischen Akzeptanz und Resignation auf die Schliche zu kommen. Immer wieder erlebe ich, dass zur Akzeptanz natürlich auch gehört, die eigenen Grenzen wahrzunehmen. Aber ebenso erlebe ich oft, dass es eine gute Portion Mut und Ehrlichkeit braucht, um zu akzeptieren, in welchem Loch man vielleicht gerade sitzt.


Standort-Analyse: Wo stehst Du aktuell?

Bist Du betriebswirtschafts-affin? Dann wird Dir der Begriff der Ist-Analyse im Rahmen eines Veränderungsprojektes etwas sagen. Bevor man sich an Prozess-/ Produkt-/ Finanzierungs-Änderungen o. Ä. macht, erarbeitet man sich ein gutes Verständnis dessen, wie die Lage aktuell und zum jetzigen Zeitpunkt ist. Das gleiche Prinzip findet sich auch bei der Routenplanung per GPS. Du kannst die Streckenführung erst starten, wenn das System den Startpunkt kennt.

Und nun zurück zu unserer inneren Stärke. Wenn wir uns überlastet, gestresst oder aus dem Gleichgewicht fühlen, sehnen wir uns ins Ziel der Entlastung, Entspannung und der Balance. Unser Fokus ist schnell in der Zukunft – in der selbstverständlich alles besser sein soll.

Dabei übersehen wir, dass wir den Weg dahin nur finden können, wenn wir wirklich wissen, wo wir aktuell stehen. Ja, da wo wir gerade stehen, ist es vielleicht nicht schön. Deshalb wollen wir ja sehnlichst weg. Aber nur die ehrliche Betrachtung unserer Ausgangsposition ermöglicht es, einen passenden Kurs zu unserem gewünschten Ziel zu stecken.


Die Grütze

Oft haben wir Angst, uns die Grütze, in der wir gerade stecken wirklich anzuschauen. Das ist ein menschlicher Schutzmechanismus, den wir als Kinder besonders gut anwenden konnten, wenn wir uns bei Angst einfach die Augen zugehalten haben. Im Laufe der Jahre haben wir erstens unsere Ängste immer besser kennengelernt und können mit vielen von ihnen besser umgehen. Zweitens haben wir gelernt, dass sich unsere Umstände nicht verändern, dadurch dass wir die Augen vor ihnen verschließen.

Akzeptanz im Sinne der Resilienz bedeutet, hinzuschauen und das wahrzunehmen, was gerade ist. Es bedeutet, nicht so zu tun, als wäre „ja doch eigentlich alles gut“. Es bedeutet, sich die Situation nicht schönzureden oder sich abzulenken. Der erste Schritt zu einem stärkeren Resilienz-Muskel ist innezuhalten und hinzuschauen.


Das Leben ist fifty-fifty

Und dann? Dann befindet sich diese ganze Grütze in dem Loch, in dem Du gerade sitzt und Du weißt gar nicht, wo Du da bloß anfangen sollst und Resignation ist doch wieder verlockend? Weißt Du, welcher Gedanke dann hilft: Es ist ok, das Gute und das Schlechte gehört beides gleichermaßen zum Leben dazu. Immerzu rosa Glitzer-Tage entsprechen weder der Realität, noch wären sie wirklich erstrebenswert, oder? Das wäre doch gar nicht zum Aushalten – und in welcher Relation würden wir das Glitzer-Leuchten wahrnehmen, wenn es nichts Dunkles gäbe?

Soweit so gut, oder? Es gibt das Gute und das Schlechte. Wenn wir uns damit einig sind, setze ich noch einen drauf und sage: Das Leben ist fifty-fifty. Fünfzig Prozent Gutes und fünfzig Prozent Schlechtes. Das fängt im Großen an, mit geboren werden und sterben, mit Krieg und Frieden und lässt sich zigfach überall belegen (Tag und Nacht, Ebbe und Flut, Plus und Minus, Gewinnen und Verlieren und natürlich die rote und die grüne Ampel).


Kampf mit der Realität

Wir geraten besonders in Schwierigkeiten, wenn wir mit der Realität kämpfen und das nicht wahrhaben wollen. Dann sitzen wir in unserem Loch und bestreiten und bestreiten, dass es DIESES Loch ist, in dem wir sitzen, oder dass es ein LOCH ist, in dem wir uns befinden, oder dass WIR da hineingeraten sind. Und wie, frage ich Dich, willst Du aus einem Loch kommen, von dem Du Dir vormachst, es wäre gar nicht da. Da können die Wände ganz schön rutschig werden.

Also, nimm Deinen Mut zusammen. Bleib mal kurz stehen. Und schau Dich um. Schau hin und mache Dir ein ehrliches Bild von der Situation, in der Du gerade steckst.

 

Systematische Analyse

Wenn Du gerne systematisch vorgehst, dann nimm Dir jetzt zehn Minuten Zeit und schreibe die folgenden Lebensbereiche auf einem Blatt untereinander.

  • Familie
  • Partnerschaft
  • Freundschaften
  • Soziale Kontakte
  • Gesundheit
  • Fitness
  • Zeit für mich
  • Hobby
  • Spaß
  • Beruf
  • Karriere & Entwicklung
  • Finanzen
  • Spiritualität & Glauben

Und dann überlege ehrlich, wie es Dir in den einzelnen Bereichen aktuell geht – auf einer Skala von 1 (sehr schlecht) bis 10 (sehr gut).


Wie geht es Dir wirklich?

Darüber kannst Du Dir ein Bild machen, wo Du gerade stehst. Was ist gut und was ist weniger gut? Bist Du überrascht über eine niedrige Zahl, die Du ehrlich vergeben hast? Das ist ok. Nimm die Grütze an. Schau Dich um in dem Loch, wie tief ist es, wie genau sieht es aus, bist Du allein in dem Loch? Wie bist Du da hineingeraten? Gibt es helfende Hände, die Dir hinuntergereicht werden? Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst, um zu verstehen wie die Lage ist.


Es ist ok.

Auf unserem Weg fallen wir in Löcher.

Atme ein und atme aus.


Nächste Woche geht es weiter mit der Frage der Selbstwirksamkeit. Sie ermöglicht Dir, den weiteren Kurs für Dich passend zu wählen.


Und hey – Es ist schwierig, die Balance zu finden, zwischen ehrlicher Akzeptanz und mutloser Resignation. Ich bin hier und freue mich darauf, Dich dabei zu unterstützen. Wenn Du nicht bis nächste Woche warten kannst, schreib mir einfach jeder Zeit eine Mail!


Hier geht es zum ersten Beitrag dieser Serie: Gemeinschaft macht stark!


pic by Thomas Thompson on Unsplash


Tags

Akzeptanz, Resilienz, Stress abbauen, Stressmanagement


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