Durchhalten und Aushalten ist jedem Einzelnen von uns nichts Neues, oder? Wie oft hast Du schon durchgehalten bis zum Urlaub? Wie lange hast Du es schon einmal ausgehalten in einem Job, aus dem Du eigentlich weg wolltest? Während das Konzept des Durchhaltens sehr verbreitet ist, haben wir doch bis Covid-19 jeder in unseren eigenen Umständen durchgehalten. Zugegeben, es gibt universelle „Umstände-Cluster“, um die es in den meisten Fällen geht: Arbeitswoche durchhalten, miesen Job aushalten, Beziehungsprobleme ertragen, Überlastung erdulden…
Corona durchhalten
Und jetzt? Jetzt sind wir vereint und zusammengefasst unter einer Durchhalte-Klammer: Covid-19 Lockdown (light oder mittel-light, oder wie wir es auch gerade nennen). Auf einmal geht es nicht mehr darum, dass ich im miesen Job ausharre und mein bester Freund in einer unglücklichen Ehe feststeckt. Auf einmal müssen wir Alle das Gleiche aushalten. Die Corona-Regeln gelten für Alle. Zu Hause zu bleiben, bedeutet für jeden von uns etwas Anderes, aber jeder muss einen Weg finden, diese Maßnahme durchzuhalten. Eine Maske zu tragen finden wir Alle umständlich und störend. Und doch gilt es, die Maske auszuhalten. Die Unsicherheit, wie es weitergeht, beschäftigt uns zwar unterschiedlich stark, aber grundsätzlich eben doch alle miteinander. Kaum ein Small Talk ohne einen Satz wie: „Hoffen wir, dass es bald besser wird!“
Resilienz im Trend
Es ist also Durchhalten angesagt. Kein Wunder, dass Resilienz als Begriff im Trend liegt. Deshalb überrascht es mich nicht, dass ich derzeit oft gefragt werde, wie das denn ganz konkret geht. Was heißt denn Resilienz - ganz praktisch gedacht? Und was kann man denn jetzt machen, um gut durchzuhalten und die Krise resilient zu überstehen?
Konkrete Tipps für den Pandemie-Alltag.
In dieser siebenteiligen Serie erfährst Du die wichtigsten Antworten auf diese Fragen, kombiniert mit konkreten Alltags-Tipps und Ideen für erste Schritte, die Du jetzt und heute gehen kannst, um persönlich gut durch diese Pandemie zu kommen.
Resilienz, was heißt das eigentlich?
Prof. Dr. Jutta Heller nennt Resilienz das Stehaufmännchen-Prinzip. Das ist ein prägnantes Bild, wie ich finde. Diese Stehaufmännchen werden geschubst und umgehauen und kommen immer wieder zurück in die Balance. Was wir für uns Menschen daran mögen und wünschen, ist die Fähigkeit schwierige Situationen oder Phasen durchzustehen und hinterher wieder gut auf die Füße zu kommen, bzw. vielleicht sogar gestärkt aus einer Krise hervorzugehen.
Ob uns das gelingt, hängt natürlich von uns als Person ab, aber auch von unserem Umfeld und von dem Punkt, an dem wir uns zu einer herausfordernden Lebenssituation aktuell befinden. Überall gibt es Ansatzpunkte, über die wir Resilienz auf-/ auszubauen können.
Sieben Schlüssel für mehr innere Stärke
Oft wird dabei von den 7 Säulen der Resilienz gesprochen, oder von den 7 Schlüsseln, wie auch Heller die Faktoren nennt, an denen man ganz pragmatisch, praktisch und konkret arbeiten kann.
Wenn uns die Pandemie schon Allen das gleiche Aushalten und Durchhalten abverlangt, dann lasst uns das Gute im Schlechten sehen und uns als ersten Schlüssel zur Resilienz die Gemeinschaft anschauen.
Gemeinschaft als Schlüssel zur Resilienz
Gemeinschaft ist derzeit ein zweischneidiges Schwert. Wir sind angehalten, unsere Kontakte auf das Nötigste zu reduzieren. Wir vermissen das Beisammensein mit Freunden und haben mit unseren Liebsten im gemeinsamen Hausstand manchmal mehr als genug Gemeinschaft.
Willst Du Deine persönliche Stress-Resistenz ausbauen und Deine Resilienz trainieren, überlege für einen Moment, aus welcher Perspektive Du dieser Tage auf die Menschen in Deinem Leben schaust.
Introvertiert?
Gehörst Du zu denen, die viel Kraft aus sich selbst heraus schöpfen? Tut es Dir gut, Zeit für Dich allein zu haben und sehnst Dich nach einer weiteren Woche mit Kontaktbeschränkungen und allen Familienmitgliedern daheim nach einer leeren Wohnung und Ruhe für Dich? Das verstehe ich sehr gut. Dir werden die Home Office Situation, Kontaktbeschränkungen und gestrichene Freizeitaktivitäten leichter fallen. Das kann ein Vorteil sein. Du wirst darauf achten wollen, Zeiten für Dich allein zu schaffen, auch wenn das Familienleben im Lockdown-Haushalt tobt.
Gleichzeitig sind auch wir introvertiert motivierten Stressbewältiger keine einsamen Wölfe. Auch wir brauchen die Verbundenheit mit unseren Mitmenschen. Frage Dich, wie Du in Verbindung bleiben kannst, mit denen, die Dir wichtig sind. Für Dich muss es vermutlich nicht das tägliche Telefonieren mit Freunden oder der Austausch in einer WhatsApp-/ Online-/ … Gruppe sein. Wie sieht das Netzwerk aus, das Dir jetzt gut tut, und welchen Schritt kannst Du heute gehen, um Dir diese Verbindung zu gestalten?
Oder extrovertiert?
Wenn Du zu den extrovertiert orientierten Menschen gehörst, brauche ich Dir nichts über den Wert der Gemeinschaft zu erzählen. Du weißt, wie sehr Du den Austausch im Freundes- und Kollegenkreis genießt und wie sehr er Dir fehlt, seit Corona uns im Griff hat. Sicher bist Du schon aktiv geworden, um in Verbindung mit Deinen Mitmenschen zu sein – so gut es eben geht. Vermutlich wirst Du trotzdem immer wieder deutlich spüren, wie sehr es Dich belastet, derart eingeschränkt agieren zu müssen.
Vielleicht kann Dir dann der Gedanke an das große Boot, in dem wir in dieser Krise weltweit gemeinsam sitzen, tröstlich sein. Wir sind derart verbunden miteinander und sogar weltweit vernetzt so dicht zusammengerückt, dass der Virus leichtes Spiel hat, von einem zum nächsten zu springen und dabei sogar Ozeane mit Leichtigkeit zu überqueren. So, wie Du Dich gerade fühlst, fühlen sich unendlich viele Menschen auf der Welt ebenso. Du bist nicht allein!
Nimm das Telefon und verabrede Dich zum Spaziergang an der frischen Luft. Oder ruf Deine Freundin an und schaut gemeinsam per Telefon verbunden Eure Lieblingsserie.
Mit wem willst Du jetzt Deine Sehnsucht teilen? Wer ächzt gerade genauso wie Du unter der Durchhalte-Corona-Klammer?
Ruf ihn/ sie an.
Und hey – wenn Du genau dazu Austausch brauchst: Ich bin hier und freue mich darauf, mit Dir zu sprechen. Schreib mir einfach eine Mail!
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