02.11.2024

Ich schenke Dir mein Vertrauen | Stressmanagement

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„Wie soll ich Dir je wieder vertrauen?“, fragt der Betrogene seine Partnerin.

„Komm, vertrau mir einfach!“, sagt der Fallschirmspringer zu seinem Tandem-Partner.

„Im Team fehlt es an Vertrauen!“, stellt die Chefin fest.

„Ich habe das Vertrauen in meine Firma verloren!“, denkt der langjährige Mitarbeiter nach der zigsten Re-Org.

Mit dem Vertrauen ist das ja so eine Sache.


Vertrauen verdoppelt unsere Kraft

Ich werde heute nicht darüber schreiben, wie wichtig Vertrauen in unserem Miteinander ist. Bei der Arbeit haben wir 74% weniger Stress, 106% mehr Energie und eine um 50% gesteigerte Produktivität, wenn Vertrauen vorherrscht. So prägnant bringt es der Artikel "Good Leadership? It All Starts With Trust." des Harvard Business Publishing auf den Punkt. Viele weitere Studien unterstreichen die positiven Effekte von Vertrauen. 


Zutaten für Vertrauen

Ich werde heute nicht darüber schreiben, was Vertrauen ausmacht. Brené Brown deckt mit ihrem Acronym „B.R.A.V.I.N.G“ die sehr hilfreichen Komponenten ab – Boundaries (Grenzen), Reliability (Verlässlichkeit), Accountability (Verantwortlichkeit), Vault (Tresor - hat mit Vertraulichkeit und Geheimniswahren zu tun), Integrity (Integrität), Non-Judgement (Urteilsfreiheit) und Generosity (Großzügigkeit). Diese Komponenten sind nützlich, wenn Du zum Beispiel herausfinden willst, warum genau Dein Partner Dir nicht vertraut. Eine kurze Zusammenfassung dazu findest Du in diesem YouTube Video von Brené Brown: Anatomy of Trust (abridged).


Rezept für Vertrauen

Und ich werde heute auch nicht darüber schreiben, wie Du Vertrauen aufbauen kannst. Dazu gibt es sehr eingängige Methoden und spielerische Tools. Eine ganz schöne Sammlung bietet zum Beispiel Positivepsychology.com in dem Artikel "10 Ways To Build Trust in a Relationship"


Wissen über Vertrauen ist pillepalle

Worüber ich heute schreiben möchte, ist eine klitzekleine Kleinigkeit, ohne die alles Wissen über Vertrauen nichts ist: Vertrauen ist immer eine Entscheidung und ein Geschenk! Ohne Deine persönliche Entscheidung bleibt Vertrauen ein utopisches Ideal, was angeblich immer mehr abnimmt (in der Gesellschaft und auch sonst so) und von dem wir aber angeblich unbedingt mehr brauchen. Der utopische Idealzustand braucht unser aktives Tun. Zu vertrauen heißt zu springen.


Vertrauen ist eine Entscheidung

Das verständliche Gefühl, dass wir in unserem Vertrauen vom Verhalten anderer abhängen, lässt uns schnell ausgeliefert fühlen („Ich wünschte, ich könnte Dir noch vertrauen!“) Klar, mit jemandem, der zum Beispiel immer wieder Deine Grenzen verletzt, wirst Du Dich schwer tun, Vertrauen aufzubauen oder zu erhalten. Das ist wohl auch gut so. Im Idealfall gibt Dir Dein Bauchgefühl ein klares „vertrauenswürdig“ oder „nicht vertrauenswürdig“. Das Tolle an unserem Bauchgefühl ist ja, dass es all unser bewusstes und unbewusstes Wissen, unsere bisherigen Erfahrungen, Vorlieben und wahren Bedürfnisse berücksichtigt. Wenn Du Deine Entscheidung auf Basis Deines Bauchgefühls treffen kannst: Hervorragend, tue das!

Am Anfang einer Beziehung – ob beruflich oder privat – ist es meist recht einfach. Es gibt noch nicht so viele Einflussfaktoren wie bei einer jahrelangen Beziehung mit vertrauensbildenden und enttäuschenden Erlebnissen. Du kommst mit jemandem zusammen und entscheidest Dich damit auch, Deinem neuen Partner zu vertrauen. Oder Du unterschreibst einen Arbeitsvertrag und entscheidest Dich dafür, Deiner neuen Firma zu vertrauen. Das braucht Mut. Es ist ein Sprung ins (mehr oder weniger) kalte Wasser. Du entscheidest Dich und springst dann ins Vertrauen. Das heißt, Du begibst Dich mit Dingen, die Dir wichtig sind, in die Abhängigkeit von anderen. Du weißt nicht, ob das gut geht. Aber Du vertraust darauf. Je nach Bauchgefühlsintensität sammelst Du Informationen, Arbeitsvertragskomponenten, Verliebtheitspunkte und irgendwann hast Du ausreichend Sicherheit (oder bist über beide Ohren verliebt) und vertraust. Für den einen von uns ist das früher, für den anderen später. Aber für uns alle gibt es diesen Punkt, der das Nicht-Vertrauen vom Vertrauen trennt.


Die Entscheidung liegt bei Dir

Vergiss dabei nicht, dass diese Entscheidung bei Dir liegt. Klar, der oder die Empfänger:in Deines Vertrauens muss ein paar Bedingungen erfüllen, um Dein Vertrauen zu erhalten. Aber die Entscheidung, ob Du ihm/ihr Dein Vertrauen schenkst, liegt ganz allein bei Dir. Wenn Du den absolut unzuverlässigsten Chaoten sehr liebst, wirst Du Dich vielleicht dazu entscheiden, ihm zu vertrauen (ok, vielleicht nicht mit der rechtzeitigen Buchung der nächsten Reise, aber damit, Dich bei ihm emotional sicher zu fühlen). Wenn Du die sehr zuverlässige, verschwiegene und zuvorkommende Kollegin persönlich einfach nicht leiden kannst, wirst Du ihr trotz ihrer vielen vertrauenswürdigen Eigenschaften vermutlich nur schwerlich vertrauen.

Du entscheidest: Vertraue ich oder vertraue ich nicht?


Vertrauen ist ein Geschenk

Ja, es gibt die Devise: Vertrauen musst Du Dir verdienen. Was dahinter steht, ist eine Unsicherheit und das Bedürfnis, erst viele, viele Beweise zu sehen, dass ich mit meinen Anliegen bei Dir sicher bin. Und irgendwann entscheide ich mich – vielleicht – vom Misstrauen zum Vertrauen überzutreten. Wie anstrengend für mein Gegenüber und auch für mich, lange das Misstrauen auszuhalten.

Mir persönlich gefällt ein anderer Ansatz viel besser, den ich auch selbst schon wohltuend erleben durfte. Zum Beispiel als mich eine tolle Chefin in meiner neuen Rolle mit den Worten begrüßte: „Ich vertraue Dir, dass Du Deinen Job gut machst und lasse Dich machen. Nur wenn ich merke, dass das nicht funktioniert, mische ich mich ein.“ Was für ein Geschenk! Meine Chefin hat damals den Sprung ins Ungewisse gewagt und konnte mit der Unsicherheit umgehen. Sie konnte nicht zu hundert Prozent wissen, dass ich es nicht verbocke. Trotzdem hat sie mir ihr Vertrauen geschenkt. Ein Willkommensgeschenk in ihrem Team. Skeptiker würden vermutlich sagen: Vorschusslorbeeren. Stimmt.


Schenke Vorschusslorbeeren

Wenn wir uns entscheiden, Vertrauen zu schenken, setzen wir etwas voraus, was wir nicht wissen können. Aber weißt Du, was wir auch tun? In dem wir Vertrauen schenken, bereiten wir den Boden, auf dem jeder seine persönlichen Stärken entfalten kann und auf dem wir uns authentisch und auf Augenhöhe treffen und gemeinsam Wunderbares gestalten können. So war es damals in der Zusammenarbeit mit meiner Chefin. So ist es in einer wertschätzenden und gesunden Beziehung. So ist es in tollen Freundschaften oder meiner Erfahrung nach auch in der Kindererziehung.


Was meinst Du? Hast Du Lust bekommen, heute Vertrauen zu schenken?


Und hey – wenn Du Fragen hast oder ein anderes Anliegen, dann schreibe mir einfach. Ich freue mich immer, von dir zu hören!

Ich lebe und arbeite im schönen Idstein bei Wiesbaden und Frankfurt im Rhein-Main-Gebiet. Die Technik macht es möglich, dass wir räumliche Distanz im Online-Coaching überbrücken können.

Pic by customerbox-NIAB-XBOVtw on Unsplash


Tags

mentale Fitness, Stressmanagement


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