27.7.2024

Diese eine Sache

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Zu viel zu tun? Du fühlst Dich getrieben von den Dingen, die nach dem Urlaub alle auf Erledigung warten? Oder sind für Dich noch Ferien und um Dich herum so viel Familientrubel, dass Du Deine eigenen Gedanken gar nicht hören kannst? Du sorgst Dich, den wirklich wichtigen Dingen nicht genug Aufmerksamkeit zu widmen? Dann nimm Dir einen Moment, und verordne Deinem Gehirn eine bewusste Pause vom gedanklichen Hamsterrad. 

Wir Menschen haben die Fähigkeit, uns beim Denken zu beobachten. „Es denkt uns" nicht. Wir sind unseren Gedanken nicht ausgeliefert wie dem Wetter. Egal, welcher Gedankensturm durch unseren Kopf braust, wir haben immer die Fähigkeit, uns auf eine höhere Ebene zu begeben – manche nennen das eine höhere Bewusstseinsebene – und uns selbst zuzuschauen, und z. B. zu bemerken: „Ich bin sehr angespannt. Ich sehe einen Berg von Aufgaben vor mir und weiß nicht, wie ich die bewältigen soll.“ Wenn wir in uns hineinhorchen, können wir zuhören, wie unser Gehirn in den Autopiloten geschaltet hat: "Der Aufgaben-Berg ist riesig. Wie soll ich das bloß alles schaffen? Ich muss ja auch immer alles ganz allein bewältigen und niemand hilft mir. Es geht aber auch wirklich überhaupt nicht anders. Niemand kann das so gut wie ich. Da mache ich es lieber gleich allein. …". Wenn wir Gedanken dieser speziellen Biest-Spezies bemerken, ist es Zeit, das Ruder zu übernehmen und bewusste Gedankenentscheidungen zu treffen. Auch ungeübt nehmen wir durch bewusstes Gedankenbeobachten diese kleinen holprigen und oft auch steilen Abzweigungen von der gewohnten Gedanken-Straße wahr und spüren, dass wir vielleicht tatsächlich auch anders über unsere Situation denken könnten. 

Halte dazu einen Moment inne in dem was Du gerade tust. Schaue aus dem Fenster und nimm einen tiefen Atemzug. Und dann gib Deinem Gehirn eine sinnvolle Aufgabe. Statt die Gedanken im stressigen To-Do-Hamsterrad zu verausgaben, soll Dein sehr leistungsfähiges Gehirn sich Gedanken darüber machen, was Dir wirklich weiterhilft. Es soll doch bitte mal darüber nachdenken: „Was ist JETZT wichtig?“ Was ist DIE EINE SACHE, auf die Du Dich JETZT konzentrieren solltest, um etwas zu erreichen, das Dir wirklich etwas bedeutet? 

Dabei geht es nicht darum, immer nur eine Sache gleichzeitig zu tun. Ich weiß nicht, wie es Dir geht, aber ich für meinen Teil habe in meinem Alltag mit Kindern, Beruf, Haushalt und dem täglichen wilden Leben zu wenig Zen, um immer nur eine Sache gleichzeitig zu tun. Ich höre z. B. Podcasts während ich morgens nach dem Familien-Wirbel aufräume. Ich lese beim Zähneputzen und telefoniere während ich Blumen gieße. Und ich rede beim Essen – oft mit vollem Mund. Multitasking ist längst Teil unserer Coping-Strategie in unserem komplexen Alltag geworden. Ich finde das auch gar nicht schlimm. Sicher ist es gut, wenn wir uns des Multitaskens bewusst sind und ganz sicher ist es sehr gut, wenn wir uns bei allem Multitasking darüber im Klaren sind, dass wir zwar zwei – manchmal sogar drei – Dinge gleichzeitig TUN können, aber dass wir uns nie auf zwei Dinge gleichzeitig KONZENTRIEREN können. Konzentration ist die „willentliche Fokussierung der Aufmerksamkeit auf eine bestimmte“ Sache (so Wikipedia). Damit ist klar, dass wir für die zweite und dritte Sache in unserem Multitasking-Reigen in den Autopiloten gehen. Und das können wir ja für Vieles ziemlich gut: Aufräumen, Zähneputzen, Blumen gießen, … Also, keine Sorge, Du musst kein Zen Mönch werden und mit einem inneren „Ohm“ die Spülmaschine ausräumen (auch wenn das von Zeit zu Zeit gar nicht so schlecht ist). 

Was ich Dir rate, ist bewusst darüber nachzudenken, was Deine Konzentration und Deine Aufmerksamkeit bekommt. Was ist Dein Fokus? Dir liegt ein Projekt am Herzen, zu dem Du aber vor lauter To Do Listen zu wenig kommst? Entscheide, was JETZT das Wichtigste ist, um diesen Projekt einen Schritt näher zu kommen – nicht Morgen oder heute Nachmittag, sondern jetzt gerade, in diesem Moment. Vielleicht willst Du eine Liste anlegen zu den Dingen, die als To Do’s in Deinem Gedankenrad immer wieder um Aufmerksamkeit buhlen. Dann hast Du sie aus dem Kopf und kannst Dich konzentrieren auf das, was jetzt wichtig ist. Mach Dir bewusst, worauf Du Dich konzentrieren willst und wo der Autopilot übernehmen darf. 

Und wenn Dir etwas wirklich am Herzen liegt, zu dem Du zu wenig kommst, ist das auch die beste Gelegenheit, Dich zu fragen wozu Du Nein sagen wirst, um Platz und Zeit für Dein Projekt zu schaffen. Entgegen unserer häufigen Annahme können wir nicht alles schaffen. Und wenn wir selbst nicht als Erste unseren Projekten und Herzensangelegenheiten oberste Priorität einräumen, dann brauchen wir uns nicht zu ärgern, dass sie immer wieder hinten runter fallen. Öfter mal Nein zu sagen lohnt sich also, weil wir damit genau so oft ja sagen können zu den Dingen, die uns wirklich etwas bedeuten. 

Also, überdenke Deine Deine To Do Listen und konzentriere Dich auf das, was jetzt gerade am wichtigsten ist. Lass Dich nicht ablenken von dem, was gestern war oder was Du vielleicht Morgen erledigen wollen wirst. Entscheide Dich bewusst, auf was Du Deinen Fokus gerade JETZT! richten möchtest und dann: 

Sei bei der Sache!


Buchempfehlung:

Wer Stephen R. Covey schon in den 90’ern gelesen hat (ein Zitat von ihm: „The main thing is to keep the main thing the main thing.“) und einen in unsere heutige Zeit sehr passenden Ansatz zur Frage des Fokus näher verstehen möchte, dem empfehle ich wärmstens Greg McKeown’s „Essentialismus: Die konsequente Suche nach Weniger. Ein neuer Minimalismus erobert die Welt.“ – z. B. hier bei Amazon


Foto: Privat 


Tags

Innehalten, Reflektieren, Resilienz, Stress, Stress abbauen, Stressmanagement


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