27.7.2024

Alles beim Alten (2 von 2)

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Für heute habe ich Dir versprochen, dass ich Dir erzähle, wie Du ins Handeln kommst, wenn um Dich herum scheinbar kein Plan Bestand hat. Viele Menschen sind aktuell unsicher, wie sie sich verhalten sollen, was sie tun können, um sich gut zu wappnen in diesen Zeiten, in denen wir so schwer abschätzen können, was die Zukunft bringt. 

Bist Du beruflich direkt oder indirekt von der Corona-Pandemie betroffen und fühlst Dich den Entwicklungen ausgeliefert? Das geht uns allen immer wieder mal so. Kennst Du das auch? Du hast finanzielle Verpflichtungen und bist seit Monaten in Kurzarbeit. Die Stimmung im Büro ist schlecht, weil alle fürchten, dass sich die wirtschaftliche Lage nicht bessert, sondern verschlechtert. Du vereinbarst Termine in der Hoffnung, dass die Klasse Deines Kindes nicht geschlossen wird und Du neu planen musst. Es gibt derzeit zig Unsicherheiten, die uns extrem herausfordern – und neben Aufwand vor allem eins machen: Angst.

Hinter Wut, Frust und Kontroll-Wunsch steckt oft Angst

Wir erkennen die Angst nicht immer direkt als solche. Das liegt daran, dass die meisten von uns auf das Gefühl von Angst nicht unbedingt ängstlich reagieren und sich ängstlich verhalten. Hä? Wirklich, überlege mal einen Moment. 

Als Erwachsene reagieren wir eher mit Wut oder Frust und vielleicht einer Prise Kontroll-Wahn, wenn uns etwas Angst macht. Was wir Erwachsene bei Angst auch gut können, ist sie zu ignorieren oder so zu tun, als wäre es keine große Sache und wir hätten alles im Griff. Das Blöde an dieser Taktik ist, dass die Angst sich ihren Weg sucht und dann zu allen möglichen anderen Situationen auftritt und z. B. für ziemlich große Wutausbrüche über ziemlich kleine Vorfälle sorgt. 

Angst kann auch dazu führen, dass wir uns obsessiv mit dem für uns angstbesetzten Thema beschäftigen – also z. B. jede Covid19-Statistik lesen und uns alle Updates auf’s Handy schicken lassen. Damit tun wir nur leider nichts Anderes, als unsere Angst gut zu befeuern. Alles ungünstig und so gar nicht hilfreich, um uns besser zu fühlen oder in der Unsicherheit produktiv zu werden.

Was tun, damit die Angst nicht lähmt?

Das erste ist immer das Hingucken. Richte Dein Augenmerk wirklich auf die Situation, in der Du Dich befindest und frage Dich ganz ehrlich: „Was ist hier gerade los?“. Schau vielleicht nochmal hoch im Text und überlege, ob Dir diese Situationen bekannt vorkommen. Es ist so durch und durch menschlich, momentan Angst zu haben und unsicher zu sein. Horche in Dich hinein, welche drei Ängste und Sorgen am lautesten in Dir schreien. Und nimm diese Ängste so wie sie sind. Tue sie nicht gleich ab mit „Ach, ist aber ja auch Quatsch!“ oder „Wird schon!“. Es ist gut und wichtig, zu verstehen, welche Gedanken, Ängste und Sorgen es wirklich sind, die einem im Nacken sitzen.

Sorgen bleiben gerne im Hals stecken

Und dann widerstehe im zweiten Schritt dem Impuls, die Angst gleich als unbegründet oder unpraktisch wegzuwischen. Erinnere Dich, wenn Du das versuchst, kommt sie sowieso irgendwo wieder zum Vorschein. Dann vielleicht in einer Situation, in der Du sie überhaupt gar nicht gebrauchen kannst! Deshalb versuche stattdessen einmal, diese Angst wirklich zu fühlen. Das ist gar nicht so einfach. Oft bleibt sie uns gleich im Hals stecken. Aber Angst ist ein Gefühl, das wir (messbar!) im gesamten Oberkörper spüren. Besonders im Brustkorb bis zu den Schultern. Um da anzukommen, müssen wir sie vom Gedanken im Kopf durch den Hals durchlassen – auch wenn sie dort stecken bleiben will. Das kann ein sehr intensives Gefühl sein, besonders, wenn es lange weggeschoben wurde. Vielleicht weinst Du, zitterst oder Dir sackt still und leise das Herz so richtig in die Hose. „Toll“ denkst Du jetzt: „Was soll das denn? Das brauche ich überhaupt nicht!“. Das verstehe ich. Aber bleib noch einen Moment dran, dann erkläre ich Dir den Vorteil davon, die Angst zuzulassen.

Große Angst heißt nicht: Große Gefahr!

Unabhängig von dem eigentlichen Vorteil, den ich gleich im dritten Schritt erläutere, beschert dieser wertschätzende Umgang mit Deiner Angst Dir vielleicht noch die Erkenntnis, dass das Spüren intensiver Angst nicht unbedingt bedeutet, dass Du jetzt gerade in großer Gefahr bist. Vielleicht gelingt es Dir auch, die Fakten von Deinen Gedanken zu trennen. Das sind zwei unterschiedliche Paar Schuhe. Nur weil Du Dir zukünftige Schreckensszenarien ausmalst, heißt das noch lange nicht, dass Du jetzt gerade in wirklicher Gefahr bist. 

Außerdem wirst Du vielleicht feststellen, dass allein die Akzeptanz der Angst sie um die Hälfte reduziert. Angst hat nämlich die unschöne Eigenschaft, sich durch die sogenannte Angst vor der Angst noch deutlich zu steigern. Angst zu haben, muss Dich nicht zusätzlich ängstigen. Es ist ok, Angst zu haben. Diese kleine Erleichterung der Angst spürst Du vielleicht direkt. 

Angst ist ok

Du hast Angst und das ist ok. Du hast die Angst durch Deinen Körper fluten lassen und Du bist ok. Du bist vor Angst ganz blass geworden und musstest Dich setzen? Das ist ok. Du bist sicher. Dir ist nichts passiert. Angst gehört dazu. Jeder hat Angst. Und das ist ok. Richte Deinen Blick auf das, was immer Bestand haben wird. Überlege, was Dir immer bleiben wird, egal was kommt. Richte Deinen Blick (weg von den ganzen Rahmenbedingungen im Außen) nach Innen, auf Dich. Was wirst Du immer haben, egal was passiert? Ist es Mitgefühl für Andere? Ideenreichtum? Unternehmerisches Denken? Erfahrung? Struktur? Oder Mut oder die Fähigkeit, die Dinge ganzheitlich zu betrachten?

Nach der Angst kommt die Energie

Wenn Du Dir und Deinem Körper die Chance gegeben hast, die Angst, diese Sorgen, die Dir die ganze Zeit still und kneifend im Nacken sitzen, wirklich zu fühlen, dann wirst Du feststellen, dass Du das a) überlebt hast und b) Du auf einmal so eine Extra-Energie in Dir spürst. Die bildest Du Dir nicht nur ein. Diese Energie kommt vom Adrenalin, das Dein Körper ausgeschüttet hat, während Du Dich grundehrlich geängstigt hast. 

Und hooray! Im dritten Schritt kannst Du diesen Adrenalin-Boost nutzen, um aus Deiner Ich-weiß-gar-nicht-was-ich-tun-soll-in-diesen-unsicheren-Zeiten-Starre rauszukommen. Statt Deine Kraft darauf zu verwenden, die Angst und Unsicherheit zu unterdrücken, kannst Du Deine Kraft darauf verwenden, produktiv zu werden und an einer Lösung zu arbeiten, die zu Dir passt. 

Worauf kannst Du immer zählen?

Eine Lösung verdient den Namen dann, wenn sie Deinem inneren Kern, Deinem eigenen Wertesystem, Deiner intrinsischen Motivation entspringt. Egal, wie Du es nennst, es gibt diese Eigenschaften in Dir, die Dich im Kern ausmachen. Das sind die Werte und Beweggründe, auf die Du immer zählen kannst. In diesen Eigenschaften findest Du immer Beständigkeit und Sicherheit, egal was um Dich herum passiert. (Wenn Du dazu mehr herausfinden willst, empfehle ich das kostenlose Whitepaper von Profile Dynamics . Mit diesem Tool arbeite ich mit meinen Klienten. Das Whitepaper stellt großartig dar, warum wir den Job gewählt haben, den wir haben und warum uns die aktuelle Unsicherheit Angst macht. Wirklich lesenswert! Hier geht's zum Download des Whitepapers - klick!) 

Aber zurück zum vorherigen Gedanken: 

Du verlierst vielleicht Deinen Job als Einkaufsleiter? Deine Fähigkeit, ergebnisorientiert zu entscheiden kann Dir keiner nehmen. 

Dein Job in der Tourismus-Branche ist in Gefahr? Deine Erfahrung in unterschiedlichsten Kulturen ist tief in Dir beschützt. 

Dein sicherer Hafen ist die Ordnung und Struktur? Prima, dann nutze Deinen Adrenalin-Boost, um strukturiert zu listen, was Du gerne angehen würdest, um von da aus zu priorisieren. 

Dein sicherer Hafen ist Deine Erfahrung? Bestens! Jetzt ist Zeit, sie Dir z. B. in der Überarbeitung Deines qualifizierten Lebenslaufes zu vergegenwärtigen. 

Du spürst den Unternehmer in Dir, der die Chancen nutzen möchte? Super, mache Dich daran, Ziele zu definieren und Action Steps abzuleiten.

Du traust Dich nicht?

Das ist ok! Wir können Angst haben und unsicher sein UND die Dinge tun, die uns unseren Zielen und Wünschen näher bringen.

Und hey!

Wenn Du jemanden an Deiner Seite haben möchtest, der Dir hilft, Sicherheit in unsicheren Zeiten zu finden, dann schreibe mir eine E-Mail und wir vereinbaren ein Gespräch zum Kennenlernen und wir sprechen über Deinen persönlichen inneren Halt.

Wenn Dich das Thema Wut in unsicheren Zeiten interessiert, empfehle ich Dir außerdem das Online-Event von Profile Dynamics "Runter von der Palme: Konflikte besser verstehen und lösen" am Donnerstag, den 17. September um 9:00 Uhr. Näheres erfährst Du hier: Klick!


Pic by Etienne Girardet on Unsplash


Tags

Innehalten, Reflektieren, Resilienz, Sicherheit, Stress, Stress abbauen, Stressmanagement


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