27.7.2024

Anleitung zum Kranksein

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Es war auf dieser schönen Feier am Wochenende. Den ganzen Tag gute Stimmung und einen kleinen aber beständigen Prosecco-Pegel, barfuß auf der Wiese, zu angeregt unterhalten, um die Jacke zu holen oder die Schuhe wieder anzuziehen. Zack – am nächsten Tag dick erkältet. 

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber mir ist es schnell lästig, wenn mein Körper mir so gesundheitliche Banalitäten wie eine Erkältung präsentiert. Ich habe da schon viel an meiner Einstellung und Haltung gearbeitet und verändert. Und trotzdem merke ich jedes Mal wieder, dass meine alten Gewohnheiten tief sitzen und ich meine Gedanken dazu sehr bewusst steuere, um achtsam und fürsorglich mit mir selbst zu sein. Aus der Erkenntnis heraus, wie viel bewusstes Selbst-Coaching ich brauche wenn ich krank bin und mit  dem Wissen, dass ich damit nicht alleine bin, habe ich letzte Woche mit meinem erkälteten Kopf zwei Dinge beschlossen: 

Erstens: Mein Blog Post wird erstmalig terminlich verschoben. Meine festgelegten Zeitpläne haben für mich eine sehr hohe Priorität. Noch nie bin ich seit Start des Blogs von dem zwei-wöchentlichen Donnerstags-Rhythmus abgewichen. Aber letzte Woche war eine Verschiebung das einzig Vertretbare. Gesundheitlich und auch, um nicht mindestens mir selbst gegenüber höchst unglaubwürdig zu sein. Daher nun meine Denkanstöße ausnahmsweise an einem Montag. Zweitens will ich genau diese Situation – krank sein, wenn man diverse Verantwortlichkeiten und Ansprüche hat - als Thema für heute aufgreifen. Das scheint mir wichtig, weil wir alle miteinander schnell derart leistungsorientiert ferngesteuert funktionieren, dass elementare Verhaltensregeln bei Krankheit wegrationalisiert werden – keine Zeit, zu viel zu tun!

Deshalb geht es hier heute ums Kranksein. Und darum, wie man das eigentlich richtig macht. Ganz genau – es geht nicht darum, wie man ganz schnell wieder gesund wird, um ganz schnell wieder zu funktionieren (wobei das paradoxerweise am Ende das Ergebnis ist). Und es geht auch nicht darum, was man machen kann, um sich in der Krankheit nicht so krank zu fühlen und entsprechend einfach direkt weiter funktionieren zu können. 

Nein, es geht heute darum, wie wir unser größtes Gut, unser wertvollstes Asset, unsere wichtigste Ressource – uns selbst! – nachhaltig und pfleglich behandeln. Wir haben ja schließlich noch ein bisschen was vor, richtig? Deshalb hier heute eine einfache Anleitung, zu deren Befolgung ich jeden Einzelnen von uns Machern und Verantwortungs-Jongleuren herausfordere. Ich weiß, es ist schwer...  

  1. Nimm die Symptome wahr und deute sie richtig als Krankheit! Ja, Heiserkeit, Kopfschmerzen und diese „bremsende Mattigkeit“ sind Erkältungssymptome und lassen sich nicht mit Kaffee bekämpfen.
  2. Akzeptiere die Ist-Situation und leite sofortige Maßnahmen (s. u.) ab! Auch Du kannst und darfst krank werden. Je schneller Du dieser Realität ins Auge blickst, desto eher geht es wieder bergauf.
  3. Gib den Maßnahmen Zeit zu wirken! Ich weiß, für Geduld gibt es keinen Bonus und es laufen pro Prozentpunkt, den Du Dich besser fühlst, hundert Mails in Deiner Inbox auf. Aber zieh das jetzt durch mit der Erholung. Nach der Hälfte umdrehen ist ineffizient.
  4. Evaluiere die Situation sorgfältig und beende die Maßnahmen erst, wenn die Symptome zu 99% abgeklungen sind! Eigentlich müsste ich hier 100% schreiben, aber ich will uns nicht überfordern und berücksichtige, von wo wir kommen: „Das Fieber ist weg! Die Nase läuft zwar noch, und Stimme habe ich keine, aber es geht schon wieder!“

Folgende Maßnahmen haben sich bewährt. Und während sie in ihrer Banalität sicher nicht überraschen, ist der Clou, sie auch anzuwenden:

Ab ins Bett! 

Im Schlaf oder mindestens in Ruhe kann der Körper regenerieren. Diese Ruhe findet man am besten im Bett.

Laptop und Handy zur Seite! 

Im Bett liegend an der Präsentation für nächste Woche zu arbeiten ist keine Regeneration. Die Präsentation gehört entweder verschoben, delegiert oder – falls ausreichend Zeit ist – später bearbeitet.

Abwesenheitsnotiz einstellen!

Wer Dir eine Mail schreibt und die Info erhält, dass Du krank bist, wird sich mit hoher Wahrscheinlichkeit sogar überlegen, an wen er sich alternativ wenden kann, so dass sich Anfragen während Deiner Erholung von selbst erledigen.

Wirklich Wichtiges und Dringendes delegieren!

Dein Hauptkunde kommt morgen zum Meeting? Die Broschüren müssen freigegeben werden, um rechtzeitig vor der Großveranstaltung fertig zu sein? … Gib es ans Team und informiere Deinen Vorgesetzten. Dann lass es los. Die Welt und auch die Firma geht nicht unter, wenn wir mal nicht im Büro sind. 

Kinder bei Freunden verabreden!

Mit anwesenden Kindern krank zu sein ist nur was für Voll-Profis. Uns Anfängern empfehle ich das nicht. Ich empfehle, um Hilfe zu bitten und die Kinder auswärts spielen zu lassen. Menschen helfen übrigens gerne und werden ziemlich sicher gerne Eurer Bitte nachkommen.

Viel trinken!

Ausnahmsweise mal keinen Kaffee, sondern einfach mal den heimischen Tee-Vorrat leertrinken.

Ein Huhn auskochen!

Ernsthaft, kein Brühpulver oder Instant-Suppe, sondern in Echt ein Suppenhuhn kaufen und daraus eine Suppe kochen und genießen. Nachgewiesenermaßen kommt man damit deutlich schneller wieder auf die Beine. Entzündungen und Schwellungen der Schleimhäute in den oberen Atemwegen gehen zurück. Unsere Immunabwehr wird deutlich gestärkt. Schnupfenviren werden bekämpft und die Schleimhäute befeuchtet. (Quelle: www.gesundheit.de) Und wer aufgepasst hat, merkt: Du liegst ja im Bett! D. h. Du kaufst und kochst natürlich kein Huhn. Nein, Du schickst einem Menschen Deines Vertrauens dieses Rezept bei chefkoch - geht auch ohne Schnellkochtopf und ohne Reis) und bittest ihn, das für Dich zu tun. Schmeckt auch nochmal besser, wenn die Suppe mit Liebe für einen zubereitet wurde.

Frische Luft!

Wenn ein bisschen Energie zurückkehrt, nutze sie nicht, um den Rechner aufzuklappen. Nutze sie für eine Runde um den Block. Und vorher einfach immer mal wieder gut lüften.

Selbstverständlich darfst Du Dir die hier empfohlenen Maßnahmen noch customizen 😉 Und natürlich gehst Du zum Arzt, wenn es nötig ist. Worauf es ankommt, ist dass Du schaust, was Du brauchst. Vielleicht ist nicht alles davon möglich. Das ist ok. Dann entscheide, was möglich ist und triff diese Entscheidung in dem Wissen, dass es langfristig nicht funktioniert, den wichtigsten Treiber in Deinem Leben – Dich! – nicht pfleglich zu behandeln.

Sei gut zu Dir selbst und beobachte, wie Du vom Gesundsein zum Kranksein gekommen bist und wie Du Dir nun selbst die Erholung gibst, die Dein Körper braucht. Und dann sei stolz auf Dich, wenn Du das mit dem Kranksein so richtig gut hingekriegt hast!


Photo by Aneta Pawlik on Unsplash


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Bewegung, Erholung, krank sein, Stress, Stress abbauen, Stressmanagement


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