07.12.2024

Coaching-Fallbeispiel: Kryptonit und Superpower

0  comments

Eva (nennen wir sie mal so) ist immer stolz auf sich gewesen, dass sie einfach richtig was wegschaffen kann. „Effizienz“ ist quasi ihr zweiter Vorname. Ihre Kollegen und Ihre Vorgesetzte schätzen sie dafür, dass sie Chancen sieht und nutzt. Sie hat richtig was erreicht und schon Viele auf der Karriereleiter überholt. Dabei zeigt sie ihren Erfolg auch gern. Sie fährt das entsprechende Auto und shoppt mit Stil.


Coaching Fallbeispiel

Da ich oft gefragt werde, was denn in einem Coaching so passiert, erzähle ich Dir heute an Evas Beispiel von einem typischen Aspekt, der in meiner Arbeit mit Klientinnen und Klienten immer wieder zwei tolle Methoden miteinander verbindet. Dabei ist Eva selbstverständlich eine erfundene Klientin, deren Persönlichkeitsstruktur und Anliegen sich aus vielen Personen speist, um zu einer fiktiven zu verschmelzen.


Eva findet keine Ruhe

Eva also kommt zu mir ins Coaching, weil sie nicht mehr zur Ruhe kommt. Sie fühlt sich ständig angespannt, was sich bereits in ordentlichen Nackenverspannungen und regelmäßigen Kopfschmerzen niederschlägt. Ihr Partner sagt, ihre Rastlosigkeit und Ungeduld sei zunehmend schwer auszuhalten. Eva hingegen hat einfach ständig Angst, etwas zu verpassen. Kaum hat sie sich mal hingesetzt, springt sie wieder auf, um die nächste Aufgabe anzufangen. Sie merkt allerdings selbst, dass ihre frühere Effizienz mehr und mehr auf der Strecke bleibt. Im Gegenteil verursacht ihre Hektik immer öfter Pannen und Fehler, die sie in ihrer Zielerreichung zurückwerfen. Ihre Freundin will sie mit zum Yoga nehmen. Ihr Partner wünscht sich Zeit in Ruhe. Diese Vorschläge treiben Evas Puls allerdings nur noch mehr in die Höhe – Pausen gehen gar nicht und auf Langsamkeit reagiert sie allergisch. Es versteht einfach niemand, was sie alles auf dem Zettel hat. Nur blöd, dass Ihre Vorgesetzte sie mit Nachdruck in den Urlaub geschickt hat und Eva jetzt überhaupt nichts mit sich anzufangen weiß.


Evas persönliche Wertesysteme und Superpower

Nach einem Kennenlerngespräch, wie ich es immer unverbindlich und kostenlos anbiete, starten wir ins Coaching mit einer Persönlichkeitsdiagnostik von Profile Dynamics®. Eva mag das Ergebnis. Es ergibt, dass Effizienz und Resultate ebenso in der DNA ihrer Persönlichkeit begründet liegen wie Tatkraft und Geschwindigkeit. Das sogenannte orange Wertesystem spielt eine besonders ausgeprägte Rolle in ihrem Antriebsmuster. Das gefällt Eva. Sie ist schließlich gerne vorne dabei. Sie erkennt sich deutlich wieder in der Diagnostik. Andere Treiber ihres Handelns, die sich durch die Analyse offenbaren, waren ihr weniger bewusst und wir beleuchten verschiedene Situationen, in denen sich geringer ausgeprägte Wertesysteme durchaus in ihrem Leben bemerkbar machen. Spannend, die bunte Palette zu erkunden, auf die sie zurückgreifen kann. Es eröffnen sich neue Perspektiven und Evas Blick für Chancen und ihre große Neugier lassen den Austausch dazu eine Freude sein. Es tut ihr gut, die Stärke ihrer Persönlichkeit schwarz auf weiß, bzw. bunt auf weiß, dargelegt zu sehen und sie damit greifbar und besprechbar zu haben. Ihrer Freundin sagt sie wohltuend aufgeräumt zum Yoga ab. Das entspricht ihr einfach nicht. Wenn sie Yoga um die Wette machen könnte… aber nein, so viel hat sie von ihrer Freundin verstanden, darum würde es wohl nicht gehen. Evas Superpower sind Effizienz und Resultate.


Evas Kryptonit und Selbst-Sabotage

In weiteren Gesprächen bringt Eva immer wieder Situationen mit, in denen Dinge allerdings unter Einsatz ihrer Superpower in die Hose gehen. Wie kann das denn sein, fragt sie sich. Wieso funktioniert das nicht (mehr). Ist ihr Lieblingswerkzeug in ihrem Wertesystem-Werkzeugkoffer kaputt? Eva fühlt sich in einer Sackgasse. Je mehr sie danach strebt, desto weniger kriegt sie erledigt. Ihre eigene Ineffizienz stresst sie und macht ihr Angst. Zum Glück hat Schulz von Thun auf dieses Phänomen gute Antworten. Eva und ich schauen uns an, was mit ihrem orangenen Lieblingswerkzeug passiert, wenn ihre Superpower kippt und auf einmal zu ihrem Kryptonit wird, mit dem sie sich selbst schwächt (und bei der Gelegenheit ihre Mitmenschen ganz wuschig macht). Schulz von Thun nennt es die entwertende Übertreibung. Dahinter verbirgt sich die Kehrseite der Medaille und das, was aus einem Zuviel-des-Guten passiert. Da verkommt Effizienz zur Hektik und Tatkraft wird zur Ruhelosigkeit. Die innere Selbst-Sabotage, die entsteht, heißt im Konzept der Positive Intelligence®, mit dem ich dazu sehr gerne arbeite, „Restlessness“. Beide Seiten der Medaille benennen zu können, hilft Eva bei der Dosierung Ihres Lieblingswerkzeuges. Sie probiert aus, den Effizienz-Regler anlassbezogen hoch- oder eben auch öfter mal runterzudrehen – und ist überrascht und erleichtert, dass sie „es nicht andauernd falsch gemacht“ hat, sondern über die Anpassung der Superpower-Dosis bereits wohltuende Effekte bemerkt. Außerdem stellt sie fest, dass die anderen Werkzeuge in Ihrem bunten Wertesystem-Kasten auch nicht schlecht sind. Es ist schön zu sehen, was sich auch zwischen Evas Partner und ihr verändert, als sie beginnt, ab und zu bewusst ihr „grünes Werkzeug“, ihre Empathie und ihren Sinn für Zwischenmenschliches einzusetzen.


Superpower - nutzen ist besser als kennen

Bald steht Eva an dem Punkt, an dem sie sagt: „Ich weiß schon, was ich machen wollen würde, wie ich reagieren möchte, aber im Eifer des Gefechts kriege die Kurve oft nicht. Ich wünschte, es gäbe einen Schalter dafür.“ Tatsächlich gibt es diesen „Schalter“. Im Coaching (was an dieser Stelle in meiner Arbeit bewusst immer mehr Training und Teaching ist als Coaching) machen Eva und ich sogenannte PQ Reps®. Das sind kleine Mikro-Fokusübungen, mit denen es uns gelingt, umzuschalten – raus aus dem Autopiloten, rein in unsere bewusst gewählte innere Stärke.


Ende gut alles gut ...

Eva ist gewappnet, ihrer Ruhelosigkeit zu begegnen. Sie hat herausgefunden, wie es sich bemerkbar macht, wenn sie auf Kryptonit läuft, statt auf ihrer Superpower. Sie trainiert das Umschalten und ab und zu macht sie sogar kleine Pausen, in denen sie richtig zur Ruhe kommt. Kopf- und Nackenschmerzen hatte sie schon lange nicht mehr.


... oder wie es in echt läuft

Klar, sind wir hier nicht im Märchen und bei einem Happy-End-von-jetzt-an-alles-für-immer-gut. Darum geht es nicht in persönlichen Veränderungsprozessen. Worum es geht, ist den eigenen Handlungsraum zu vergrößern, sich selbst immer weiter zu verstehen, um sich ein zunehmend passendes Erleben im Alltag zu gestalten. Eva wird Situationen begegnen, in denen ihr Kryptonit ihr auf die Füße fällt und es wird Situationen geben, in denen sie den Schalter in ihre Superpower nicht findet. Das ist total ok. Unsere menschliche Entwicklung verläuft immer in Wellen. Schön ist, dass sie hinter die gewonnenen Erkenntnisse über sich selbst nicht mehr zurückfallen wird. Der Rest ist ein Trainingsfaden, den sie jederzeit wieder aufgreifen kann, wenn er ihr runtergefallen ist.


Und hey – wenn Du herausfinden möchtest, was Deine persönliche Superpower und Dein Kryptonit sind, dann schreibe mir und wir sprechen über Profile Dynamics® und Saboteure®. Ich freue mich drauf!

Wenn Du mehr über den mindfit club wissen möchtest, in dem wir in kleinen Gruppen unsere mentalen Muskeln trainieren, um den Umschalter in unsere Superpower zu stärken, dann findest Du die Warteliste für die nächste mindfit club Runde hier >> klick!

Ich lebe und arbeite im schönen Idstein bei Wiesbaden und Frankfurt im Rhein-Main-Gebiet. Die Technik macht es möglich, dass wir räumliche Distanz im Online-Coaching überbrücken können.


Quellen und zum Weiterlesen:

Schulz von Thun, Friedemann (2018). Miteinander reden: 2. Stile, Werte und Persönlichkeitsentwicklung. Differenzielle Psychologie der Kommunikation. Rowohlt Taschenbuch Verlag. Reinbek bei Hamburg.

Motivanalyse als Persönlichkeittest | Profile Dynamics

Saboteurs | Positive Intelligence


Pic: Superwoman Flying - Cliparts.co


Tags

mentale Fitness, Stressmanagement


Weitere Denkanstöße

Fokus! | Mental fit

Fokus! | Mental fit