27.7.2024

Wie durch Kontrolle die Ergebnisse den Bach runter gehen | Stressmanagement

0  comments

Kennst Du das: Wenn Du nicht übernimmst, wird es nichts? Immer wieder musst Du die Entscheidungen treffen, Allen sagen, was sie zu tun haben und sie antreiben. Klar, hättest Du gerne, dass Andere auch mal „in den Lead gehen“. Aber ganz ehrlich, das funktioniert immer seltener, oder?

Du bist stark und tatkräftig. Du weißt, wie der Hase läuft, und hast überhaupt kein Problem damit, Entscheidungen zu treffen. Du hast das Ergebnis fest im Blick und gehst zur Zielerreichung auch Konfrontationen nicht aus dem Weg. Was gesagt werden muss, sagst Du. Du kannst Dich durchsetzen, scheust keine Herausforderung und forderst auch Andere über Ihre Komfortzone hinaus. Deine Energie und Willensstärke sind beeindruckend. Was ganz schön nerven kann, ist dass Andere sich immer mehr darauf auszuruhen scheinen. Du hast den Eindruck, dass die Kollegen und Dein Team immer seltener die Initiative ergreifen. Du hast sie auch schon direkt darauf angesprochen und ihnen klar gesagt, dass Du mehr von Ihnen erwartest. Das hat nur leider überhaupt nichts gebracht. Im Gegenteil. Und nun stellst Du fest, dass andere Teams anfangen, viel bessere Ergebnisse zu liefern, während Du es gerade schaffst, die Zahlen der vergangenen Quartale zu halten. Außerdem merkst Du immer öfter, dass es zu viel Kraft kostet, über alles die Kontrolle zu behalten. Dafür sind es mittlerweile einfach zu viele Themen. Aber wenn Du jetzt lockerlässt, dann bricht Chaos aus…


Die Logik der Abwärtsspirale

Was für ein Mist. Aber bevor Du darüber so richtig wütend wirst, lies lieber weiter, warum diese Entwicklung ganz logisch war und was Du tun kannst, um aus dieser Abwärtsspirale wieder herauszukommen.

Kontrolle ist das, was entsteht, wenn wir durch Übertreibung das Gute ins Schlechte kippen lassen. In diesem Fall: Entschlusskraft ist gut. Andere überrumpeln nicht so sehr. Herausforderungen sind gut. Überforderung nicht so sehr. Ergebnisorientierung ist gut. Alleingänge sind es nicht so sehr. In diese Übertreibungen rutschen wir, wenn wir es mit einer unserer Stärken (in diesem Fall die Fähigkeit, die Fäden in die Hand zu nehmen) übertreiben. Dann fangen wir an, uns nicht nur übertrieben zu verhalten, sondern auch getrieben zu sein. Angespannt und ungehalten kontrollieren wir immer detaillierter, wenn die anderen einfach nicht liefern. Dann nehmen wir auch das zehnte Unterprojekt noch direkt zu uns, obwohl wir eigentlich schon lange zu viele Projekt-Bälle jonglieren. Das ist der Moment, in dem wir selbst nicht mehr die gewohnten Ergebnisse erzielen. Der Frust darüber ist groß und die Wut muss irgendwo hin. Meistens kriegen die Menschen in unserer direkten Umgebung sie zu spüren. Streit und Distanzierung sind oft die Folge.


Stressiger, innerer Antrieb

In diese Übertreibung rutschen wir durch unsere inneren Antreiber. Der Kontrolletti in uns ist so ein innerer Antreiber. Der heizt uns ein mit Gedanken wie:

  • Entweder hast Du die Kontrolle oder alles gerät außer Kontrolle.
  • Wenn ich mich nur genug anstrenge, kann ich die Umstände kontrollieren.
  • Andere brauchen mich und ich tue ihnen einen Gefallen damit, wenn ich die Kontrolle übernehme.
  • Niemand sagt mir, was ich zu tun habe!

Dieser stressverstärkende innere Antrieb katapultiert uns auf direktem Weg in den Überlebensmodus in unserem Gehirn. Wir sind nicht mehr cool und entschlusskräftig, sondern angespannt, genervt und – ja – eben getrieben.


Selbst-Sabotage

Dummerweise werden wir in diesem Modus gereizt und einschüchternd mit z. B. den Kollegen und treiben sie vor uns her als wären sie Marionetten. Worauf die Kollegen natürlich keine Lust haben und sich manipuliert und rumgeschubst fühlen. Warum sollen sie sich überhaupt einbringen, wenn wir sowieso immer alles besser können? Gleichzeitig lässt sich unsere Kraft immer schlechter auf die zig Aufgaben verteilen, derer wir uns mittlerweile angenommen haben. Wir haben das Gefühl, ganz allein Alles übernehmen zu müssen.


Den dicksten Fang machen

Stelle Dir vor, Du wärst Fischer und hättest Männer und Frauen auf Deinem Boot, die Dir beim Fischen helfen wollen. Sie haben vielleicht nicht so viel Fischerei-Erfahrung wie Du, aber sind motiviert und legen los, Ihre Angeln und Netze auszuwerfen. Nun stelle Dir vor, wie Du ihre typischen Anfänger-Fehler bemerkst. Im Bestreben, heute möglichst viele Fische zu fangen, nimmst Du ihnen die Angeln und Netze aus der Hand und übernimmst. Euer Fang für diesen Tag kann sich sehen lassen. Am nächsten Tag fahrt Ihr wieder raus. Wieder stellst Du fest, dass Du einfach viel besser weißt, was zu tun ist und nimmst einem nach dem Anderen die Angel aus der Hand, und übernimmst. So geht es Tag für Tag weiter. Während Deine Mannschaft immer noch das gleiche Anfänger-Niveau beim Angeln hat, geht Dir langsam die Puste aus, jeden Tag so viele Angeln und Netze zu bedienen. Noch dazu sind die Stimmung und die Motivation am Boden. Die ersten Deiner Leute lassen sich von anderen Fischern auf anderen Booten anheuern und verlassen Dein Schiff. Du stehst mehr und mehr allein da. Die Kraft geht Dir aus und Dir fällt nichts Anderes ein, als neue Fischer-Anfänger anzuheuern – aber dann geht ja auch nur alles wieder von vorne los…

Und nun stell Dir vor, Du würdest die ersten Tage mit Deiner Mannschaft nutzen, um sie mit ihrem jeweiligen, individuellen Angel-Stil zu beobachten und kennenzulernen. Stell Dir vor, Du würdest sie ein/ zwei Tage machen lassen und sie sich ausprobieren lassen. Und stelle Dir dann vor, wie Du dann einzeln auf sie zugehen würdest, um mit ihnen individuell Verbesserungsideen ihrer Technik zu besprechen. Stelle Dir vor, Du würdest Ihnen Zeit zum Lernen geben und Raum für ihre eigenen Ideen. Innerhalb kürzester Zeit hättest Du eine motivierte und leistungsfähige Mannschaft, mit der Du zehn Mal so viele Fische fangen könntest, als Du allein jemals in der Lage wärst. Ist es nicht so?

Der Kontrolletti in uns verhindert das und wird damit zu einem inneren Sabotage-Akt. Stimmst Du mir zu? Wenn ja, dann interessiert Dich jetzt sicherlich, was Du dagegen tun kannst. Zum Glück ist es gar nicht so schwierig, den sabotierenden Kontrolletti in uns in den Griff und das Ergebnis, das Dir am Herzen liegt, auf die Straße zu bekommen.


Selbst-Sabotage verhindern

Schritt 1: Enttarne Deinen inneren Kontrolletti

Bemerke, was da gerade läuft. Beachte, wie getrieben und wütend Du Dich mit allen um Dich herum fühlst. Nimm wahr, welche negativen Gedanken Dir Dein innerer Kontrolletti einflüstert.

Schritt 2: Stoppe die Gedankenspirale

Sage Dir innerlich ganz deutlich: Stopp! Warte mal, so läuft das ja irgendwie nicht. Schwenke kurz Deinen Blick zur Seite oder nach oben und dann nimm ganz bewusst drei ganz tiefe und ganz lange Atemzüge. Wenn Du es schaffst, tritt ans Fenster und nimm Dir eine Minute Zeit, die Jahreszeit zu bemerken. Woran kannst Du sehen, dass es Winter ist. Achte auf Farben, Formen, Bewegungen, die Du von Deinem Fenster aus sehen kannst. Super! Damit schaltest Du automatisch raus aus dem Gehirnareal, in dem unser Überlebensmodus und unser Stress verortet ist.

Schritt 3: Nochmal neu aus der Liebe für Entschlusskraft und Ergebnisse gedacht

Und jetzt werde Dir bewusst, was Dir wirklich gerade am Herzen liegt – in unserem aktuellen Fall die Ergebnisse. Was kannst Du am besten tun, um langfristig gute Ergebnisse zu erzielen und entschlusskräftig nach vorne zu gehen? Willst Du Dir zehn Minuten nehmen, um die Auswirkungen Deines Handelns nicht nur auf die kurzfristigen, sondern auch auf die langfristigen Ergebnisse zu überdenken? Denke an die Fische, die Du allein angeln kannst, versus die Fische, die Du zusammen mit einer motivierten und befähigten Mannschaft angeln kannst. Willst Du Dir ein paar Minuten mit einem Kollegen nehmen, um Ideen zu hören, wo Du erste Verantwortung an Dein Team (zurück-) geben könntest? Was es auch ist, lasse es aus Deiner absoluten Stärke, Deiner Fähigkeit zur Entschlusskraft, zur Ergebnisorientierung und zur Tatkraft, heraus entstehen. Lasse Dich von diesem Wert positiv leiten, statt Dich getrieben und angestrengt mit zig Bällen zu verlieren.


Der Unterschied ist der Ergebnis-Hebel

Den Unterschied wirst Du schnell spüren – in Deinem Stressempfinden, in Deinem Verhältnis zu den Kollegen und vor allem auch an der Effektivität, die Du und Ihr abliefern könnt. Es lohnt sich also, Schritt 1, 2 und 3 bei der nächsten Kontrolletti-Attacke einfach mal auszuprobieren.


Ich wünsche Dir ganz viel entschlusskräftigen Spaß dabei!


Und hey – wenn du Unterstützung beim Umschalten vom Überlebensmodus in Deine innere Stärke gebrauchen kannst, dann schreibe mir unbedingt. Ich freue mich darauf, von dir zu hören!

Ich lebe und arbeite im schönen Idstein bei Wiesbaden und Frankfurt im Rhein-Main-Gebiet. Die Technik macht es möglich, dass wir räumliche Distanz im Online-Coaching überbrücken können.

Pic by Simon Hurry on Unsplash


Tags

mentale Fitness, Stressmanagement


Weitere Denkanstöße