02.11.2024

Die Weisheiten eines 76-jährigen Skilehrers | Stressmanagement

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Wusstest Du, wieviel Du Dir vom Skifahren für das Leben abgucken kannst? Die Tipps, mit Hilfe derer, Du besser Ski fährst, kannst Du direkt übertragen und damit besser, entspannter, leistungsfähiger, leichter und freudiger leben. Das Aha-Erlebnis, das ich letzte Woche im Skiurlaub erleben durfte, muss ich einfach mit Dir teilen. Wenn Du selbst Ski fährst, bist Du jetzt natürlich sofort aus zwei Gründen neugierig: 1. Was sagt der 76-jährige Skilehrer, was ich vielleicht noch nicht wusste und 2. Was hat das mit dem Leben zu tun? Aber auch wenn Du nicht Ski fährst, bin ich mir sicher, dass die geballte Weisheit von Franz – so heißt der Skilehrer – interessant für Dich ist.


Mal wieder die Technik verfeinern

Aber der Reihe nach! In der Osterwoche war ich mit der Familie Skifahren. Also, ich bin Ski gefahren. Mein Mann fährt schon immer Snowboard. Und weil mein Mann in den Augen unserer Kinder einfach cooler ist als ich, haben sich die Kids entschlossen, ihre Zeit am Gletscher auf Snowboards statt auf Ski zu verbringen. Nach drei Tagen ihres Snowboard-Kurses wurde mir klar, dass ich aktiv und gezielt an meinen Ski-Künsten arbeiten muss, um auch die nächsten Jahre mit der Family mithalten zu können. Als Skifahrerin fühlst Du mit mir, wenn ich sage: Man möchte NICHT von drei Snowboardern abgehängt werden!

Also habe ich mir Stunden bei einem Skilehrer gebucht. Auftrag: Nach jahrzehntelangem Skifahren, mal wieder bewusst die Technik verfeinern. Tja, und was soll ich sagen, am nächsten Morgen habe ich um 8:45 Uhr auf 3.250 Meter Höhe, bei stahlblauem Himmel und fantastischen Schneeverhältnissen Franz getroffen: Drahtig unter dem roten Skianzug, dicke Mütze (kein Helm, was der einzige Aspekt ist, zu dem ich Franz widersprechen würde), große Skibrille.


Die Welt auf dem Kopf

Einige Aufwärm-Übungen (die absolviert man natürlich wirklich, wenn man mit einem Skilehrer unterwegs ist, statt nur zu denken: „Ach, wollte ich ja noch machen, aber egal, los geht’s.“) und ein paar Schwünge später stand meine Skiwelt Kopf und mich beschlich das Gefühl, sehr lange sehr falsch unterwegs gewesen zu sein.

Zum Glück hat Franz meine Selbstkritik entschärft, indem er mich aufgeklärt hat, dass meine Technik einfach überholt sei und er mir jetzt mal die Geheimnisse des modernen Skifahrens nahebringt.


Die richtige Haltung ist die halbe Miete

Wir sind erstmal stehen geblieben und haben eine ganze Weile nur an meiner Haltung gearbeitet: Sprunggelenke und Hüfte gut ausbalanciert, leicht in den Knien und nach vorne gebeugt und die Arme mit festem Griff der Stöcke und Spannung in den Muskeln vor dem Körper, Gewicht auf dem ganzen Fuß, bis in die Großzehen.

Franz‘ Ski-Weisheit: Nimm Dir die Zeit, Dich vor dem Losfahren in die richtige Haltung zu bringen und Du hast 50% der Abfahrt schon geritzt. Wenn Du nicht sauber und mit guter Haltung losfährst, können die Schwünge nichts werden.

Weisheit für’s Leben: Die Haltung, mit der Du etwas angehst, ist die halbe Miete. Nimm Dir Zeit, an Deiner Haltung und Einstellung zu arbeiten, bevor Du etwas in Angriff nimmst.


Sei der Pilot

Aufgehen, links belasten, umkanten, tiefgehen – aufgehen, rechts belasten, umkanten, tiefgehen. Im Lift als Mantra wiederholt, hat mein Verstand schnell gesagt: Alles klar, verstanden, kann losgehen. Auf der Piste den Bewegungsablauf zu Franz‘ Zufriedenheit umzusetzen ist mir schwergefallen, bis er sagte:

Franz‘ Ski-Weisheit: Bleib zu jeder Zeit Pilotin Deiner Skier. Du FÄHRST die Schwünge. Wildes Springen und Wegdrücken von Buckeln war gestern. Beim modernen Skifahren fährst Du jeden Moment mit ausbalanciertem Gewicht (für mich in der Umstellung gefühlt sehr weit vorne) aktiv. Wenn alle so fahren würden, gäbe es diese zusammengeschobenen Schneebuckel auf der Piste überhaupt nicht. Die entstehen nur durch Skifahrer, die mit Kraft ihren Skiern folgen und mit den hinteren Skiern bei jedem Schwung den Schnee wegschieben.

Was soll ich sagen, etliche dieser Schneebuckel hatte ich in den vorherigen Tagen kräftig mit meinen Schwüngen mit aufgetürmt. Und nun fuhr ich mit einer ganz neuen Leichtigkeit und Kontrolle über die Piste. Es war plötzlich ganz egal, wo ein Buckel und wo eine Eisfläche waren. Mit der richtigen Gewichtsverlagerung funktioniert der Schwung unabhängig von den Schneeverhältnissen.

Weisheit für’s Leben: Bleib zu jeder Zeit die Pilotin oder der Pilot Deines Alltags. Lass Dich nicht darauf ein, mit Kraft entgegen den vorherrschenden Bedingungen Deinen Weg zu suchen. Damit wirst Du nur zum Teil des Problems, indem Du weitere Buckel auftürmst. Bleibe in Deiner ausbalancierten Haltung und gestalte Deine Schwünge aktiv und gleichmäßig.


Wenn's unabhängig von den Verhältnissen einfach läuft

Die letzte gemeinsame Abfahrt machen Franz und ich von 3.250 Meter Höhe bis zur Hütte runter in einem Stück. Es ist ein Riesenvergnügen, Franz‘ Schwüngen zu folgen und in meiner eigenen Kraft bleibend in einem absoluten Flow zu fahren – durch den eisigen Sturm auf dem Gletscher mit harschem Schnee, über buckelige Pisten und zunehmend sulzigem Schnee, je tiefer wir kommen. Die Verhältnisse sind egal, ich rausche Franz hinterher und freue mich über jeden einzelnen Schwung, der genau in seiner Spur liegt, wie eine Schneekönigin.

Unten angekommen habe ich ein breites Grinsen im Gesicht. Wir nehmen das Visier und die Skibrille ab und geben uns High-Five. Ich bin Franz total dankbar für das, was er mir an diesem einen Vormittag beigebracht hat. Fast schon im Gehen fragt er mich: „Was schätzt Du, wie alt ich bin?“. Ich bin den Vormittag mit ihm ohne Pause auf der Piste gewesen, er hat sich morgens gedehnt wie meine junge Yoga-Lehrerin, er ist drahtig und flott, sein Gesicht sonnengegerbt. Ich schätze: „Vielleicht Mitte fünzig?“. Seine Antwort glaube ich erst nicht: „76!“. Aber dann denke ich: Natürlich, wenn man sein Leben in der aktiven Haltung lebt, die er mir für die Skipiste in so kurzer Zeit vermittelt hat, dann bleibt man fitter Pilot bis ins Alter. Und das ist doch etwas, wofür es sich sogar lohnt, das nächste Mal wieder ans Stretching zu denken, oder?

Auf die richtige Haltung und auf uns Piloten!


Und hey – aus meiner jüngsten Erfahrung mit Franz habe ich wieder erlebt, wie viel leichter wir es uns machen können, indem wir uns Unterstützung suchen. Wenn Du Unterstützung und gute Tipps gebrauchen kannst, wie Du Deine Haltung verbessern kannst und wieder Pilot:in Deines Alltags wirst, dann schreibe mir unbedingt. Ich freue mich darauf, von Dir zu hören!

Ich lebe und arbeite im schönen Idstein bei Wiesbaden und Frankfurt im Rhein-Main-Gebiet. Die Technik macht es möglich, dass wir auch räumliche Distanz im Online Coaching überbrücken können.

Pic privat


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